Die Festungsstadt
Der moderne Altstadt. Das Herz von Fredrikstad befindet sich in Gamlebyen – der Altstadt, aber die Stadt ist immer jung geblieben. Wo sonst ist wohl der Vogel Phönix so oft wieder aus der Asche auferstanden, wie gerade hier? Immer wieder gab es Stadtbrände – und immer bauten die Bewohner die Stadt wieder auf. So manch ein Schuldner fing hinter den schützenden Mauern ein neues Leben an, und jedes Jahr marschierte eine neue Generation junger Rekruten über das Kopfsteinpflaster indie Stadt. Im Jahre 2002 zog das Militär – nach 358 Jahren Anwesenheit – aus der Altstadt aus.
Eine wehmütige Zeitenwende und eine Möglichkeit für einen interessanten Neuanfang. Fredrikstad war schon immer optimistisch und anpassungsfähig. Als der Handel mit dem Holz zu blühen begann, war man bereit, den Standort buchstäblich zu wechseln: man siedelte sich am Westufer des Flusses an, und ein neues, lebendiges Stadtzentrum entstand. Heute ist Fredrikstad ein Zusammenschluss mehrerer kleiner Gemeinden: Fredrikstad, Glemmen, Torsnes, Borge, Kråkerøy, Onsøy og Rolvsøy. Die
Altstadt wurde 1567 von Bürgern aus der Nachbarstadt Sarpsborg errichtet, nachdem die Schweden die alte Stadt des heiligen Olav, die etwas weiter flussaufwärts beim Sarpsfossen / Sarpwasserfall gelegen hatte, niedergebrannt hatten. Der König in Kopenhagen, Friedrich II, erlaubte den armen Sarpsborgern, näher an die Flussmündung zu ziehen, wo sie sich vom Meer und den umliegenden Felder ernähren konnten. Die neue Stadt wurde nach dem König benannt, und war damit die erste Stadt in Norwegen, die den Namen einer Person trug. Im 17. Jh. wurden die Schweden wieder einmal zur Plage. Deshalb beschloss der König, eine Festungsstadt aus Fredrikstad zu machen. Im Jahre 1663 begannen die Arbeiten. Es entstand eine Anlage nach altholländischem Muster mit Wassergräben und Erdwallen. Hinzu kamen noch das östlich gelegene Fort Kongsten und der Vorposten Isegran auf der Insel Kråkerøy, wo sich der Fluss in zwei Arme teilt. Auf der Westseite steht Cicignon Fort und weiter draußen Akerøy. In den Jahren 1788-91 kamen noch Fort Huth und im Jahr 1808 die Schanze Slevik dazu.
Ein abschreckendes Bollwerk, das die Schweden lange auf Abstand hielt. So sollte wohl das Leben inner halb der schützenden Mauern das reinste Idyll darstellen? Ganz und gar nicht!
Zwischen dem Militär und den Bürgern der Stadt fanden heftige Fehden statt. Denn eigentlich hatten sie sehr gegensätzliche Interessen. Den Stadtbürgern oblag die bittere Pflicht, für Unterkunft und Essen der Soldaten aufzukommen. Sie ließen ihre Schweine auf den Erdwällen grasen und sie zertrampeln. Die meisten Leute verstießen auch gegen das vom Kommandanten erlassene Verbot, Holzhäuser zu bauen – sie konnten sich Steinhäuser einfach nicht leisten. Die Holzhäuser wurden ständig von Bränden heimgesucht und ganze Viertel lagen brach. Deshalb gibt es heute kein Haus von den ersten hundert Jahren der Stadt mehr.
Die Festung diente auch als Angriffsbase. Tordenskiold errichtete im 18. Jh. bei Isegran seine Flottenbase und von hier aus attackierte er den Feind mehr als nur ein Mal. 1814 waren die Schweden aber doch die Überlegenen.
Überraschend leicht eroberten sie Kråkerøy bei Isegran, und nun konnten ihre Kanonenkugeln über die Festungswälle fliegen. Es stand fest, dass die Stadt bald vernichtet sein würde. Da fasste Kommandant Hals einen historischen Beschluss: Er entschloss sich zu kapitulierten, und aus Mangel einer weißen Flagge wehte ein Brautschleier über der Bastion von Prinz Georg. Die Stadt wurde gerettet – hurra!
Deshalb ist die Altstadt heute die am besten bewahrte Festungsstadt des Nordens.
Vom südlichen Wallgraben erstreckt sich der Stadtteil Vaterland, der als kleine Vorstadt entwickelte. In Vaterland unterlag man nicht den strengen Bauvorschriften wie innerhalb der Mauern, die Bevölkerung hatte aber auch nicht die gleichen Privilegien. Die kleinen Holzhäuser wurden von Seeleuten, Fischern, Kleinhändlern und Handwerkern errichtet. Heute ist Vaterland ein sehr beliebtes Wohngebiet mit pittoresken, schönrestaurierten Häusern.